Wie viel Arbeitsspeicher braucht man heutzutage?

Oft wird gesagt, dass mehr Arbeitsspeicher (RAM) benötigt wird, damit der Computer wieder schneller wird. Schließlich würde mehr Arbeitsspeicher den Computer IMMER schneller machen. Leider ist so eine Aussage nicht immer richtig bzw. bringt Dinge einfach durcheinander. Denn mehr RAM kann einen Computer zwar schneller machen, verursacht aber ab einer gewissen Grenze nur noch einen erhöhten Stromverbrauch und keine Performancesteigerung. Deswegen stellt sich oft die Frage, wie viel RAM eigentlich für eine Aufgabe benötigt wird und wo die Grenze ist, bei der mehr RAM nichts mehr bringt.

Dafür eine kurze Erklärung wofür der Arbeitsspeicher da ist und worin der Unterschied zu einer SSD oder Festplatte besteht.

Wofür ist der Arbeitsspeicher eigentlich da?

Der RAM ist ein schneller, direkt mit dem Prozessor verbundener, flüchtiger Speicher. Während Festplatten oder SSDs ihre Daten behalten, egal ob sie mit Strom versorgt werden oder nicht, verliert der RAM seinen Inhalt, sobald der Speicher vom Strom getrennt wird. Dafür kann der Prozessor nicht direkt auf eine SSD oder HDD zugreifen, was bedeutet, dass diese Speicher nicht für die Ausführung von Programmen verwendet werden können. Wenn der Prozessor ein Programm ausführt muss dieses also zuerst von der SSD oder HDD in den RAM geladen werden. Ist der RAM voll können gerade nicht benötigte Daten erstmal wieder auf der SSD/HDD zwischengelagert werden, bis sie wieder benötigt werden.

RAM ist im Zugriff fast der schnellste Speicher im Computer während die SSD/HDD einer der langsamsten ist (abgesehen von DVD/CD-Laufwerken oder USB-Sticks). Es ist also nicht verwunderlich, dass es viel Zeit kostet vom schnellsten in den langsamsten Speicher zu kopieren und dann später die Daten wieder zurückzuholen. Die Daten sollten am besten einmal initial in den RAM geladen werden (je schneller desto schneller ist der Programmstart, deswegen sind SSDs sehr zu empfehlen) und dann bis zur Freigabe des Speichers und zum Löschen der Daten bei Programmende nie den RAM verlassen müssen.

Das beantwortet auch die Frage: Um einwandfrei zu funktionieren benötigt der Computer so viel Arbeitsspeicher, dass der Inhalt nie ausgelagert werden muss. Wie viel Speicher das genau ist, lässt sich nur schwer sagen und hängt von den benötigten Anwendungen ab.

Wie viel RAM benötigen unterschiedliche Anwendungsgebiete?

Grob kann davon ausgegangen werden, dass normale Desktop-Betriebssysteme wie Windows oder Linux etwa 2 GB RAM brauchen, um ausreichend viel Speicher für sich selbst zu haben. Jeder Verbrauch darüber hinaus kommt von den Anwenderprogrammen. Um es einfach zu halten arbeiten wir uns in diesem Beitrag von den einfachen Anwendungsgebieten zu den komplexen nach oben.

Es sollte immer etwas mehr Arbeitsspeicher vorhanden sein als normal benötigt wird, um plötzlich auftretende Ereignisse wie Updates im Hintergrund auch abfangen zu können. Wenn ein System den ganzen RAM belegt ist es auch nicht unbedingt schlimm. Der Arbeitsspeicher soll schließlich auch genutzt werden und nicht ungenutzt bleiben.

Windows nutzt nur so viel RAM, wie wirklich gerade benötigt wird und nutzt den Rest nicht für andere Zwecke wie beispielsweise File-Caching. Deswegen lässt sich bei Windows sehr genau bestimmen wie viel RAM genutzt und tatsächlich auch gebraucht wird. Um das für sich selbst zu prüfen hilft die Leistungsanzeige des Taskmanagers. Der Blick in den Taskmanager sieht zum Beispiel so aus:

arbeitsspeicherangabe_im_taskmanager

Office- und Internetnutzung (PC)

Gängige Office-Pakete brauchen einige hundert Megabyte. Sehr große Excel-Tabellen brauchen zwar ein bisschen mehr Speicher, kommen aber selten vor. Der Webbrowser ist da schon relevanter. Ein Google Chrome mit einigen offenen Tabs kommt schnell auf 1 GB Speicherbedarf. Videos werden während des Streamens ebenfalls im RAM gehalten, wobei hier immer nur einige Minuten des Videos gespeichert werden brauchen, sofern die Internetverbindung nicht ungewöhnlich langsam ist. Hier sind noch einmal 2 GB RAM zusätzlich, also insgesamt 4 GB mehr, zu empfehlen.

Spiele (Gaming-PCs)

Vor allem Open World Spiele wie Witcher 3 oder Skyrim profitieren von etwas mehr Arbeitsspeicher, um große Teile der Spielewelt im Speicher halten zu können. Dasselbe gilt für Strategie- und Aufbauspiele mit vielen tausend Einheiten und Gebäuden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass hier zwar etwas mehr Speicher benötigt wird, aber nicht unbedingt sehr viel, weil die meisten Spiele den Arbeitsspeicher oft nur sehr begrenzt ausnutzen. Daher sind hier momentan insgesamt 16 GB RAM zu empfehlen bzw. 32 GB wenn das Spiel gestreamt werden soll.

Grafik- und Videobearbeitung (PC, Workstation)

Bilder und Videos haben heute immer höhere Auflösungen. 24 Megapixel Fotos und 4K-Videos sind schon absoluter Standard und 50 Megapixel und 6-8K sind auch keine Seltenheit mehr. Damit Effekte und andere Bearbeitungsschritte in Echtzeit vorgenommen werden können, sollten die Daten nicht immer erst von der Festplatte geladen werden müssen. Ein 36 Megapixel RAW-Bild (entspricht auch ungefähr der Auflösung eines 8K-Videos) braucht allein schon 50 MB Speicher. Wenn man das nun auf 30 Sekunden Video mit 30 fps (Frames pro Sekunde) hochrechnet, wären das allein schon 45 GB die im Arbeitsspeicher gehalten werden müssen.

32 GB RAM sind daher hier das Minimum und 64 GB sind heute schon eher der Standard. Mehr Arbeitsspeicher ist dagegen nicht unbedingt nötig und man profitiert stattdessen mehr von sehr schnellen SSDs oder Grafikkarten mit eingebauten SSDs.

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Technische Zeichnungen (CAD) und Simulationen (Workstation)

Hier gilt dasselbe wie bei der Grafikbearbeitung. Je komplexer und vielfältiger die Daten werden, desto mehr Arbeitsspeicher ist von Nöten. Bei Materialsimulationen und Ähnlichem oder dem Auswerten von Messdaten gilt sogar: Es kann nie genug RAM vorhanden sein. 2D-Zeichnungen sind heute von jedem PC zu bewältigen, während 3D-Zeichnungen schon schnell eine hohe Komplexität erreichen können, für die entsprechende Workstations besser ausgestattet sind. Eben auch weil diese mehr RAM unterstützen als herkömmliche PCs.

32 GB Arbeitsspeicher sind hier empfehlenswert, besser noch 64 GB und bei komplexen Simulationen gerne noch viel mehr.

Datenbanken (Workstation, Server)

Hier muss zwischen den klassischen Datenbanken mit Tablespaces etc. und den modernen, reinen In-Memory-Datenbanken (z. B. SAP Hana) unterschieden werden. Während Erstere den Arbeitsspeicher nach Bedarf nutzen, also nur Dinge im Speicher behalten, die häufig abgefragt werden (was meistens erstaunlich wenige sind, weil alle immer dasselbe von der Datenbank wissen wollen), laden In-Memory-Datenbanken direkt schon alles in den RAM. Das kann dazu führen, dass so ein System unter einer bestimmten Menge an Arbeitsspeicher gar nicht erst startet.

Webserver sind dagegen immer sehr speicherschonend, wenn keine riesigen Berechnungen darüber laufen.

32 GB Arbeitsspeicher werden für das Entwickeln mit Datenbanken und den Betrieb kleiner Datenbanken benötigt, 96 GB für schnelle Datenbanklösungen, 256 GB (dann startet die Datenbank immerhin) und mehr für Lösungen wie SAP Hana.

Programmierung (Workstation)

Hier gibt es eine große Bandbreite an Anforderungen. Einfache Homepages bekommt man mit 8 GB RAM ohne Probleme hin. Kommen Docker, VMs und viel Server-Software hinzu, werden wieder 32 GB und mehr benötigt.

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Mein Fazit ist daher:

  • Wer nur surft, Videos guckt und mal ein Dokument bearbeitet ist mit 8 GB Arbeitsspeicher oft mehr als gut bedient
  • Wer spielt sollte 32 GB nehmen und hat für die Zukunft keine Probleme
  • Wer im grafischen Bereich arbeitet sollte in 64 GB investieren
  • Wer im technischen Bereich arbeitet sollte erst bei 64 GB anfangen zu planen
  • Bei Datenbanken und Servern gilt: so viel RAM wie möglich
  • Entwickler wissen meistens schon relativ genau was sie brauchen, aber 32 GB RAM ist nie verkehrt und 64 GB ist besser schon zu haben, als es mal unerwartet zu brauchen

Interessanterweise hätten dieselben Empfehlungen auch schon 1996/1997 gegolten. Nur dass damals von Megabyte die Rede gewesen wäre und heute von Gigabyte.

Hast du zu wenig RAM oder möchtest weiter aufrüsten? Dann schau doch einfach mal bei unseren Arbeitsspeichern vorbei!


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  • für Normalos ganz ok

    mehr als 16 GB Ram ist Sinnvoll, wenn man nicht nur ein Internetleser ist. Ich habe selber 48 GB Ram und der ist gerade beim Testen von Virtuellen Umgebungen bei mir sinnvoll, ich lade das gesammte Virtuelle System in den Speicher und erfreue mich der schnellen Reaktionszeiten. Ebenso bringt es auch etwas bei manchen spielen, wie etwa Doom2016, wo das Spiel alleine schon über 6 GB an Speicher verschlingt, dafür ist es auch sehr flüssig bei höchsten Grafikeinstellungen. Auch verschiebe ich mir Spiele von Steam in einem Ramlaufwerk, wobei diese dann erheblich schneller und ruckelfrei laufen.Wer aber meint, 16 GB reichen ihm, der soll damit glücklich sein